Wir lernen für die Zukunft. Der Imperativ durchzuckt die Zellen. Der Wahrheit näher kommt: Wir lernen um uns zu erinnern. Was ist denn die Zukunftmehr als abgeleitete Erinnerungen? Auf was soll denn die Zukunft bauen wenn nicht auf Ableitungen, denn Zuleitungen ins Unbekannte bekanntlich sich nicht rechnen. Das Neue ergibt sich sowieso, und das Anderssein ebenfalls. Wichtig allein der Imperativ: Weitermachen. Wie wir weitermachen entscheidet die Gegenwart, die Gegenwart, die darüber entscheidet was die Vergangenheit war und somit heute ist. Der Schlüssel zur Zukunft. So vertrackt das Ganze, unausgereift sich liest, so menschlich es doch ist. Auch in der Entwicklung des Menschen steht das zwei- dreijährige Kind in der Blüte seiner Synapsenproduktion und strahlt mit 15`000 Einheiten pro Neuron. Seine Gehirnaktivität ist doppelt so gross wie bei Erwachsenen.
Diese Blütezeit sich im Unterbewusstsein (Unbewussten) vielleicht verfestigt und Grundlage des weiteren Strebens. So sind Kleinkinder fähig verschiedenste Laute verschiedener Sprachen zu unterscheiden, auch von solchen, die sie noch nie gehört haben. Doch das Kind geschwind die Verbindungen zu kappen beginnt, das Universelle verliert sich und das Heimische an Zug gewinnt. Die Redimensionierung oder Spezialisierung des Gehirns ist mit achtzehn Jahren in etwa abgeschlossen. Jetzt kommt die harte Arbeit der geistigen wie körperlichen Instandhaltung. Damit einher geht eine neue gesellschaftliche Stellung: Zum einen mündig gesprochen und somit heimischen Pflichten und Verantwortbarkeiten unterworfen, zum andern freigesetzt die Vergangenheit selbst zu interpretieren und sich an der Gegenwart zu reiben. Die Gegenwart jedoch kühl. Sie verweist auf die Zukunft und Jungmensch sich dort erstmal beweisen soll.
Die Gegenwart plant die Zukunft auf der Grundlage von gegenwärtigen Unstimmigkeiten, diese sich heute –marktkonform- leider nur noch auf Bilanzen und Budgets reduzieren.
Diese Zukunft, die mit Luhmann gesprochen, gerade noch als fatale Differenz zwischen den beabsichtigten und den unbeabsichtigten Folgen des Handelns besteht, ist die Gegenwart. Denn hier und heute – natürlich auch morgen, ganz so eng wird`s ja nicht sein – werden die Absichten formuliert, die einzig und allein den Sinn haben, zu handeln, weiterzumachen.
Wohin wir gehen, lässt sich nicht mehr auf Ton, Steine, Scherben zurückführen, eher auf den offenen Pragmatismus der Weltwoche. Sie bewerben ihre Zeitung mit dem Satz: „Wäre es nicht besser, mit der Chance einer Lüge zu leben, wenn die Wahrheit alles kaputtmachen kann?“ Nun, so neu die Fragestellung nicht, schon Ibsen behandelte in der Wildente dieses Thema, doch es festigt die oben genannte Aussage, dass sich die Zukunft über die Aneignung der Vergangenheit erschliesst. Nur, der Jungmensch soviel Vergangenheit nicht besitzt und gezwungen sich mit anderen zu verbünden um ein mehr an Vergangenheit sein eigen zu nennen, das nun ja eigentlich eigen nicht mehr ist, sondern nur noch Teil eines Zusammenschlusses. Dieser Teil, der gemeinsame von den vielen Zusammengekommenen, oft grad ein wenig kurz, dafür prägnant. Prägnanz verschafft Gehör doch meist mehr kurz denn voll an Gehalt. Die Zeit verlangt nach kurzen Antworten, denn die Vergangenheit ändert sich von Tag zu Tag. Die Fragen, die uns beschäftigen oder zumindest medial vermittelt werden, sind der Schlüssel der Zukunft. Der Schlüssel ist das Tor zur Vergangenheit, die Aneignung derselben und die daraus abgeleitete Gegenwart. Das ist ein demokratischer Prozess den Jungmensch akzeptiert und wenn er ihn nicht akzeptiert gleichwohl festigt. Jungmensch lernt und lernt, denn es hat für alle Platz. Nicht alle Plätze sind gleich, doch gleichen sich viele dieser Plätze. Die allgemeinen Plätze auf denen demokratisch gerungen wird und niemand sein eigen nennt, denn das Eigene im Unterschied zum Allgemeinen etwas Besonderes. Das Besondere bleibt intim, bleibt behütet im Schutz des Privaten. Denn die Zukunft im Allgemeinen so austauschbar wie die gleichen Teile der Vielen, und eigentlich niemand diese ihr Eigen nennt. Trotzdem es immer wieder die Menschen reizt ob jung oder alt. Das Reissen des Allgemeinen, das Machen des Möglichen, das Reisen im All, die Massen des Gewöhnlichen. Die Zuschreibung der Gegenwart von einer Seite und der Handel mit Freiräumen auf der anderen. So geh ich nun und kauf mir die Tonne CO-2. Sie kostet 8 Euro fünfzig. In Zukunft vielleicht auch billiger.
Heiko Morf
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